Linsengemüse

Einmal Dampf ablassen

Was mich so richtig aufregt

Manchmal muss es einfach raus. Da häufen sich merkwürdige Geschichten, gepaart mit viel Unwissenheit rund ums Unverpackt-Einkaufen, und da muss ich mal eben Dampf ablassen.

Wie ihr mitbekommen habt, geht es dem Lebensmitteleinzelhandel im Allgemeinen und den Bio-Läden im Speziellen derzeit nicht ganz so rosig (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.). Dachten wir alle noch dass mit Corona das Umweltbewusstsein vieler geweckt sei, starb das Umdenken mit dem Krieg und der Inflation schnell bei den meisten wieder ab. Und so kämpfen wir erneut gegen alte Gewohnheiten, falsche Preisvorstellungen und Vorurteile. Woher wir das wissen? Von unserer tollen Stammkundschaft, die uns manchmal kopfschüttelnd über ihre Erfahrungen berichtet.

Da ist das Ehepaar, das regelmäßig für einen Schwatz, Brot und Nüsse hereinkommt. Letztere kommen bei den Gästen immer toll an, es wird gefragt, wo man diese tolle Mischung her habe. Aus dem Unverpackt-Laden, lautet die Antwort. Kopfschütteln bei den Gästen. Nein, dort einzukaufen könne man sich nicht leisten. Ich muss wohl nicht sagen, dass diese Leute unseren Laden noch nie betreten haben. Vielleicht sollte ich sie mal mit der Studentin E. zusammenbringen, die seit Tag eins alle ein bis zwei Wochen einkaufen kommt. Die kann es sich komischerweise leisten.

Da ist die zweite Kundin, die ihre Einkaufsgewohnheiten geändert hat und regelmäßig bei uns vorbeischaut. In ihrem Urlaub sprach sie mit einer am Konzept interessierten Miturlauberin. Ob es denn bei ihr auch einen Unverpackt-Laden geben würde, fragte unsere Kundin. Ja, aber da würde sie nicht hingehen, die würden ja auch alles nur aus kleinen Tüten in die Behälter abfüllen und dann teuer verkaufen. Bitte was?! (Infos über unser Lager und die Verpackung gibt es HIER.)

Ausreden, nicht bei uns oder unseren Kolleg*innen vorbei zu schauen, gibt es zuhauf. Meistens kommen sie von Menschen, die noch nie einen Unverpackt-Laden betreten haben, aber ganz genau über das Sortiment, Preise, Abläufe und Hygiene informiert sind. Leute, niemand muss bei uns einkaufen, aber alle können und jede*r ist eingeladen, sich erstmal unverbindlich bei uns umzuschauen. Wir sind stolz auf das, was wir geschaffen haben und zeigen euch gerne alles (auch unser Lager mit den großen 25 kg Säcken). Und ja Gewohnheiten sind oft schwer zu durchbrechen, aber wir müssen selbige sowieso ändern, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Seit 2. August leben wir bereits auf Pump (Stichwort: Erdüberlastungstag). Dumm nur, dass man bei Mutter-Erde nicht anschreiben lassen kann. Lebten alle wie wir in Deutschland, bräuchte es tatsächlich drei Erden. Und nein, das Argument „Was soll ich schon ändern!“ oder „Aber die anderen Länder …!“ lasse ich nicht gelten. Verbraucher*innen haben mehr Macht als sie sich zutrauen. Mit unserem Einkaufsverhalten beeinflussen wir den Markt. Lassen wir unnötig verpackte Lebensmittel links liegen, werden sie irgendwann nicht mehr produziert. So einfach ist das.

So genug gepoltert. Bleibt mir nur noch Werbung zu machen für die Doku „Die Recyclinglüge“ (ARD-Mediathek), denn – kleiner Spoiler – eine gut gefüllte gelbe Tonne ist eben alles andere als gut. Schließen möchte ich mit dem Aufruf: Seid neugierig, schaut bei uns oder anderen Unverpackt-Läden vorbei. Stellt Fragen, vergleicht Preise, freut euch darüber, dort bedarfsgerecht einzukaufen und last but not least geht den Schweinehund Gewohnheit an und biegt doch freitags nach der Arbeit nicht (nur) zum Supermarkt ab, sondern schaut auch bei uns vorbei. (Bei uns kosten zarte Bio-Haferflocken nämlich nur 2,50 € das Kilo und nicht 3,18 € wie damals bei Aldi die beworbenen Kölln Bio Haferflocken). Und an alle Stammkund*innen, die uns unterstützen wollen: Verschenkt Gutscheine, denn so kriegen wir auch die Zweifler in den Laden und viele von ihnen bestimmt auch überzeugt.

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